Freitag, 29. Juni 2007
Humahuaca, Klappe die 2.
Tja, in La Paz bin ich 2 Wochen haengen geblieben, was zum einen an dem Hostel, zum anderen an dem Paket nach Deutschland lag. Viel zu erzaehlen gibts eigentlich nicht, ausser, dass ich einiges mit den Pois gelernt hab, ich jede Menge nette Leute getroffen hab, wir ein paar mal Abends Party gemacht haben und einmal in der krassesten Kneipe (oder was es auch immer sein soll) gelandet sind. Ich wusste nicht, dass der Drogentourismus in Bolivien so extreme Gesichter hat... Ich glaub, dort waren einfach alle auf irgendeiner oder mehreren Drogen, einschliesslich Personal und Besitzerin (was fuer eine seltsame Frau). Und NUR Touristen. Ich sass echt die ganze Zeit nur mit offenem Mund da, hab die Leute auf ihren seltsamen Drogenfilmen beobachtet und kam mir wie in einem David Lynch Film vor. Die Waende nur Spiegel, alles rot erleuchtet... Naja, war auf jeden Fall froh, als wir wieder gegangen sind.
Als ich mich dann endlich von la Paz losreis(s)en konnte, gings ab nach Sucre.
Dort bin ich dann wieder fast 2 Wochen geblieben. Eigentlich wollte ich dort einen Freund von mir besuchen, den ich in Valparaiso kennengelernt hab, aber obwohl er direkt gegenueber von meinem Hostel wohnt hab ich ihn genau einmal gesehen. Viel Arbeit, Freundin, das uebliche... Trotzdem war die Zeit im wirklich sehr huebschen Sucre schoen. Und dort hab ich auch meinen Geburtstag verbracht, war leider ein ganz schoener Griff ins Klo der Tag. Zuerst wollt ich zum ersten mal seit 7 Monaten mit meinem Schwesterherz telefonieren, da hab ich mich schon so drauf gefreut! Aber sie hat mir zu spaet geschrieben, dass sie doch Zeit hat, und so dachte ich, dass es wieder nicht klappt und ich mir also irgendwie anders nen schoenen Geburtstag mach. Und so hab ich mich also am Vorabend vom 17. fuers Paragliden angemeldet. Abends war ich noch mit einem Maedel aus meinem Hostel auf nem bolivianischen Rapkonzert, das war echtmal lustig. Also am naechsten Morgen frueh aufgestanden(igitt!) und mit 5 anderen und dem Paraglidelehrer auf nen Berg bei Sucre gefahren. Der erste Sprung von dem Lehrer und nem Maedel ist gut gegangen, das zweite Maedel hat sich bei der Landung die kompletten Beine aufgeschuerft (nicht mal der Arzt konnt alle Splitter und Spreisel aus ihren Beinen rauskriegen), beim dritten Sprung hatten sie ziemliche Schwierigkeiten beim Start und beim vierten Sprung hat sich dann der Lehrer am Knoechel verletzt, so dass wir abbrechen mussten. Tja, und so hab ich meinen Geburtstag auf einen stacheligen Berg mitten im Nirgendwo in der prallen Sonne verbracht, fast 6 Stunden warten auf nichts. Dann dacht ich mir, dass ich wenigstens den Sonnenuntergang ueber Sucre geniess wenn wir zurueckkommen, war aber auch nicht, weil es schon zu spaet war als wir angekommen sind. Dann dacht ich mir, also wenigstens eine Geburtstagstorte mit Kaeffchen in einem Café, wo es die besten Torten in ganz Lateinamerika gibt. War aber auch nicht, weil die Sonntags zu haben. Grrr.
Naja. Von Sucre bin ich dann nach Potosí, und hab mir dort die Minen angeschaut. Das war echt krass! In den Minen wird Zinn, Zink usw. abgebaut, und in der Kolonialzeit war das eine einzige riesige Ausbeutung (wir in Europa verdanken diesen Minen ein gutes Stueck unseres Reichtums), damals wurde noch Silber abgebaut. Mittlerweile verdienen die Arbeiter dort fuer bolivianische Verhaeltnisse sehr gut und alles ist auf Gewerkschaftsbasis. Aber die Arbeit dort - unglaublich. Wir sind mit Kopflampen und so da rein, mussten ab und zu schnell zur Seite springen, weil ein Waggon auf Schienen vorbeigesaust kam, und sind den Weg gelaufen (bzw gekrochen), den die Arbeiter jeden Tag gehen. Und meine Beine haben noch 3 tag spaeter weh getan. Auf 4700 m, alles voller Staub, stockdunkel bis auf die Kopflampen, irgendwelche engen Gaenge hochkriechen... Puh! Und in den Minen arbeiten teilweise 15 jaehrige Jungs! Freiwillig! Schwer zu verstehen. Aber wo die Arbeit knapp ist, nimmt man halt, was man kriegen kann.
Von Potosí bin ich dann zum Grenzkaff Villazón, wo ich dann einen Restevernichtungs-Bolivien-Lotterleben-Abschiedstag eingelegt hab. Und dann zurueck nach Argentinien, zum 3. mal in meiner Reise. Achja, hab mal wieder dem Ernie in mir alle Ehre erwiesen. Hatte naemlich fuer Bolivien nur ein 30 Tage Visum, was ich aber nicht wusste, weil ich sonst immer ein 90 Tage Visum krieg, und deswegen nicht auf die Idee gekommen bin, mal in meinen Reisepass zu schauen. Hab erstmal nen ganz schoenen Schreck gekriegt, musste im Endeffekt aber nur 40 Euro zahlen (haben mir netterweise sogar noch 4 Euro erlassen). Jaja... Bert, wo bist du!?
Mittlerweile bin ich seit 4 Tagen hier in dem Projekt mit jugendlichen Indigenas. Und ich merk, dass ich mich erstmal vom chilligen Travellerleben ans Leben mit frueh aufstehen, Aufgaben usw gewoehnen muss. Bisher hab ich noch nicht sooo viel gemacht, ausser jeden tag kochen, abspuelen, putzen, den Flyer vom Projekt (die fangen mit sanften Tourismus an, um irgendwie Geld reinzukriegen) ins Englische uebersetzten. Aber unter solch erschwerten Bedingungen dauert einfach alles ein bisschen laenger, und so sind die Tage bisher schnell vergangen. Bald fang ich mit Englischunterricht an und die naechsten Tage gibts einiges auf- und umzuraeumen, damit alles ein bisschen Touristengerechter wird. Und dann werd ich mit einem der 3 Jungs, die in dem Haus wohnen, auf Touristenfang gehen... Ja, es sind echt nur 3 Jungs. Aber Arbeit gibts genug, da alles immernoch im Aufbau ist. Mal sehen, wo ich mich noch so einbringen kann. Das Projekt hat auf jeden fall einen ideologischen Anspruch und ein super Konzept, was mir gut gefaellt. Aber man merkt den Kulturunterschied halt echt krass. Es ist nicht immer leicht mit den Unterhaltungen, weil die "gemeinsamen Themen" halt sehr sehr beschraenkt sind. Aber alles in allem fuehl ich mich sehr wohl, und hier braucht einfach alles seine Zeit...
So, jetzt reichts aber. Mit den Fotos klappts grad leider nicht, aber ich werds demnaechst mal im anderen internetcafé versuchen.
Machts gut ihr Lieben im Sommerdeutschland, waehrend ich mir hier in den Winteranden den Arsch abfrier...

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